Wegen Behinderung
auffällige Obergommer Frau
Ca. 1950, Aufnahme Silvan Guntern (Hier nur Bildausschnitt).
 
                                                                                                                                     
  Das Geständnis der Margaretha Ithen  

 


Vor ungefähr vier Jahren kam in Bellwald "in der Hundt Schepffi im deiffen Bach hinter der Eggen" der Teufel zu mir. Er nannte sich Heini. Er verlangte von mir, dass ich mich ihm unterwerfe und Gott abschwöre. Das tat ich. Da gab er mir die Hand und als Unterpfand einen Zweig aus Eichenholz.

Meine im Auftrag des Teufels begannen Untaten waren:

 
 

Ich habe eine schwarze Salbe einer Kuh aufs Euter gestrichen, so dass diese ein Geschwür bekam.  
 

Auf dem "undern Boden in der Bottmen" löste ich einen Erdrutsch aus, indem ich zuviel Wässerwasser auf die Wiesen leitete.  
  Auf der Fluh" schob ich Schnee zusammen und löste so eine Lawine aus.  
 

Auch "im Ahorn" löste ich so eine Lawine aus, die dann die Scheunen des Heinrich Wenger, des Hans Jost und des Hans Amried zerstörte.  
 

In "Hobriggen in den Flühn" versuchte ich mit einem Felssturz den Anton Imseng umzubringen. Das misslang weil er zu rasch lief.  
 

Öfters traf ich mich zum Tanz in einer Hexen-Synagog mit meinem Teufel, dem Meister Heini, während ein anderer Teufel die Trommel schlug.

 

 
Anmerkungen:

 
1.

Synagog war die Bezeichnung für Wege oder Versammlungsorte der Hexen, Teufel und Geister. Wege auf denen die Geister durchzogen (Totenprozessionen) wurden später auch als Gratzug bezeichnet.

Die Tanzerei der Hexen mit dem Teufel nennt man auch "Hexensabbat". Franz Rueb schreibt in seinem Buch "Hexenbrände. Die Schweizergeschichte des Teufelswahns", dass im Oberwalliser Goms, die auf den Alpen arbeitenden Frauen von jungen Männern besucht wurden, dort wurde u. a. getanzt, "was im Klima des Aberglaubens zum Hexensabbat hochstilisiert wurde". Das trifft sicher nicht zu, da im Goms auf den Alpen nie Frauen arbeitenden, das im Gegensatz von z. B. dem Lötschental.
 

 
2.

Die Orte an denen die Lawinen ausgelöst wurden, waren damals im Winter unzugänglich. Wohl darum wurde Margaretha Ithen vom Zendenmeier auch gefragt, ob sie selber die Taten begangen habe - oder der Teufel, der von ihrer Gestalt Besitz genommen hatte? Sie antwortete, sie sei nicht mit ihrem Leib dort gewesen. Aber sie hätte mit der Kraft ihrer Gedanken die Werke vollbracht. Diese Antwort dürfte dann wohl letzte Zweifel an ihrer Täterschaft beseitigt haben.
 

 
3.

Das weitere Schicksal der Margaretha Ithen ist nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass sie verbrannt wurde. Manchmal gab es eine Begnadigung, die allerdings darin bestand, dass dem Opfer vor der Verbrennung mit dem Schwert der Kopf abgeschlagen wurde. Orginaltext einer von einem Münstiger unterzeichneten Begnadigung: "Voran soll mit dem schwert von leben zu dem todt gerichtet, hernach ihr leib sambt dem kopf auf auf die scheitterbeigen gelegt und zu staub und aschen verbrennt weren. dise gnad ist ihr ertheilt worden den 7. monats tag September des jetzo fliessenden gnadenreich Jahrs 1674."
 

 
5.

Auch Männer wurden wegen Hexerei hingerichtet. Z. B. Nikolaus Zumfeld (Name geändert). An einem heiteren Tage spritzte er zwischen Biel und Selkingen seinen Urin gegen die Sonne. Sofort entstand unter Mitwirkung des Teufels ein starker Nebel, aus welchem Regen hervorströmte, so dass alle Leute nach Hause eilten. Ferner hat er aus Rachesucht die Egidia Michlig so verhext, dass sie bald darauf einen toten Knaben zur Welt brachte.

Noch schlimmer trieb es Johannes Inderbinen (Name geändert). Mit Hilfe des Teufels löste er eine Lawine aus, die beinahe das Dorf Geschinen zerstörte. In Ulrichen richtete er Schafe zugrunde und war verantwortlich für die Lawine, die die Kapelle zum Loch beschädigte. Im Sommer liess er soviel Schnee fallen, dass das Vieh von den Alpen ziehen musste. Ferner war er zusammen mit den bereits verbrannten Hexen Margaritha Zwillen und Margaritha Tschein für Rauhreif verantwortlich.
  

3/4 der in der Schweiz und Deutschland wegen Hexerei Hingerichten waren vor dem 17. Jh. Männer (in den Städten oft Juden). Später wurden meistens Frauen hingerichtet.

 
6.

Auch wer der Folter widerstand, wurde meistens hingerichtet. Begründung: Nur wer mit dem Teufel im Bunde stand brachte es fertig, trotz der Folter seine Schuld nicht zu gestehen. Da nicht selten Frauen die unter Altersdemenz litten verdächtigt wurden Hexen zu sein, kann man sich vorstellen, dass sie auch unter der Folter kein Geständnis ablegten.
 

 
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